Auf der Matte verloren, mit Ambiente zum Saisonfinale gewonnen

Die KSV-Hallen waren in vorweihnachtlichen Glanz getaucht. Die Hallenbeleuchtung blieb aus. Lichterketten und die Weihnachtsbäume sorgten für gedämpfte Gemütlichkeit. Am vierten Advent, zwei Tage vor dem Heiligen Abend, verbreitete der Kraft-Sport-Verein anlässlich seines Saisonabschlusses in der Ersten Bundesliga Vorfreude aufs Fest. Und auch schon auf die nächste Saison. Denn in der Mehrzweckhalle war vor dem Feiern noch eine sportliche Aufgabe zu lösen. Kein Geringerer als der SV Germania Weingarten, Südgruppenchampion im Ringeroberhaus und Playoff-Viertelfinalist, war zum letzten Kampf des Jahres zu Gast. Der KSV verlor, was wohl niemanden überraschte. Aber: Mit der Art und Weise machten die Gastgeber wieder Werbung in eigener Sache und begeisterten die Fans auf den proppenvollen Tribünen.

Mit 11:21 mussten sich die Schriesheimer im Nordbadenderby geschlagen geben, gestalteten die Einzelkämpfe aber recht offen: „Nur ein Kampf ging nicht über die volle Distanz“, lobte auch KSV-Chef Klaus Grüber den Auftritt seiner Athleten, die durch Emil Sundberg und Ionel Puscasu zu Siegen kamen. Christoph Ewald im Duell der Zwillinge gegen seinen Bruder Marcel, Nicolae Cojocaru, Attila Tamas, Marcus Plodek und Oldrik Wagner holten bei ihren Punktniederlagen Zählbares für die Hausherren. Georgian Carpen musste im Vorfeld wieder sechs Kilogramm Gewicht machen, unterlag Ion Panait aber auch nur mit 0:2 nach Punkten. Drei Zähler gab Kai Dittrich gegen Ramsin Azizsir ab, wurde danach aber mit Ovationen verabschiedet. Noch auf der Matte zog Dittrich seine Schuhe aus. Es war sein letzter Kampf, das Ende einer glanzvollen Karriere. Vier Mal war der Deutscher Meister im griechisch-römischen Stil, drei Mal Vize-Meister, dazu Mannschaftsmeister, EM-Siebter, WM-Elfter und Dritter der Militärweltmeisterschaft. Gestern nun sein Abschied als Aktiver vom Leistungssport: „Ein besseres Karriereende als hier beim KSV hätte ich mir nicht wünschen können. Ich kam damals mit dem Ziel hierher, dass wir gemeinsam in die Erste Bundesliga aufsteigen. Das haben wir geschafft und gemeinsam diese Saison erlebt.“ Weingartens sportlicher Leiter Frank Heinzelbecker gratulierte Dittrich in der Pressekonferenz nach der Begegnung zu seiner Karriere, würdigte den gemeinsamen Weggefährten aus Nationalmannschaftszeiten, der zwei Jahre auch bei den „Germanen“ unter Vertrag gestanden hatte. Das gemeinsam Erlebte mit Dittrich, so Heinzelbecker, sei ihm eine Ehre. Mit Ovationen der Fans beider Mannschaften war Dittrich von der Matte verabschiedet worden, wurde später von der Mannschaft gefeiert, die ihm einen roten Ringerdress mit den Unterschriften der Teamkameraden überreichte. Es war der emotionale Höhepunkt dieses Kampfnachmittags, der auch neben der Matte so stimmungsvoll war.

KSV-Chef Klaus Grüber blickte in seiner Ansprache auf das erfolgreiche Ringerjahr seines Vereins zurück, dankte seinen Mitstreitern und den Schaffern im Verein, die den sportlichen Erfolg im Hintergrund begleiteten und mit ermöglichten. Blumensträuße hatte er stellvertretend für Geschäftsführerin Renate Krämer und seine Gattin Gabi zur Hand. Zudem gratulierte er KSV-Beiratsvorsitzendem Bernd Doll nachträglich zum 65. Geburtstag und dankte ihm für seine langjährige Begleitung des Vereins an verantwortlicher Stelle. Grüber nutzte den würdigen Rahmen auch, um die punktbesten Ringer der Verbandsliga-Meistermannschaft des KSV auszuzeichnen. Bester war Matthias Schmidt, gefolgt von Routinier Holger Rotermund und Marc Hartmann, einem der KSV’ler schlechthin. Für alle Athleten der „Reserve“ gab es Medaillen und auch ein Riesenlob von Coach Stefan Kehrer. Zudem war es Topscorer Schmidt, der den enormen Teamgeist der zweiten Mannschaft unterstrich. Schließlich ließ noch eine Spende an den Verein aufhorchen. Bauinvestor Sven Witteler, der unter anderem für die Krippe AWO-Rasselbande sowie als Projektpartner des Gesundheits- und Seniorenzentrums am OEG-Areal bekannt ist, übergab an Grüber symbolisch einen Betrag in Höhe von 11000 Euro, den er unter den Unternehmen zusammengetragen hatte, die an der Verwirklichung der Erweiterung für die Kinderkrippe neben dem KSV Fitness Treff beteiligt waren, nämlich die Bauunternehmung Stumpf, R+S Elektro, das Bauzentrum Bloemecke, Fenster- und Türbausystem Rütter, Malermeisterbetrieb Bergbold, Schmitt Heizung und Sanitär, Bodenbeläge HBS, das Statikbüro Herzog und Partner, die Projektentwicklung Burkhardt/Witteler, die Allianz-Generalvertretung Mannheim Michael Henseler sowie die Sven Witteler Projektentwicklung selbst. Grüber dankte für die Spende, vergaß aber auch nicht, die Volksbank H+G Bank sowie das KIA Autohaus Rainer Doll in Weinheim als langjährige treue Sponsoren und Förderer zu erwähnen.

Danach war der offizielle Teil vorbei, und die Fans konnten noch die Angebote des kleinen Weihnachtsdorfes in der KSV-Ringerhalle genießen, in dem es nicht nur Gebäck, Käseteller oder Liköre gab, sondern auch Kunsthandwerk aus Glas, Kerzen, Selbstgestricktes, Konfitüren sowie einen Kaffeeausschank. In der großen KSV-Halle war der Getränkeausschank dieses Mal zentral in der Hallenmitte aufgebaut, wo auch DJ Joe saß, um Musik aufzulegen. Auch in der Mehrzweckhalle hatte der KSV einiges verändert. Ein Licht- und Tontrapez überspannte die Ringermatte, und dort, wo sonst der Kampfrichtertisch stand, war eine Tribüne für die Sponsoren errichtet. Das Kampfgericht wurde auf die Mattenseite verlegt, die dem Eingang zur Halle gegenüber liegt, und mit einem Podest erhöht. Maßnahmen, die der Stimmung gut taten, saßen die Fans doch noch etwas näher am Mattengeschehen. Möglich, dass diese Struktur an der Matte beibehalten wird. Dann hätte man neben dem sportlichen noch einen weiteren Grund, sich auf die nächste Saison zu freuen, in der Stefan Kehrer verstärkt auf die Unterstützung der Fans hofft, „die alle zwei Wochen hier bei uns tollen Sport erleben können.“

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