Der KSV Schriesheim ist neuer Stützpunktverein im Bundesprogramm „Integration durch Sport“
Seit Jahrzehnten engagiert sich der KSV Schriesheim für die Integration seiner vielfältigen Mitglieder in die Gesellschaft – nun wurde dieses Engagement mit der Anerkennung als Stützpunktverein im Bundesprogramm „Integration durch Sport“ gewürdigt. Im Interview sprechen Philipp Ackermann und Okan Sezer über ihre Arbeit, Herausforderungen und die Bedeutung des Sports für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Außerdem geben sie einen Ausblick auf das sportliche Highlight des Jahres 2025: das 50-jährige Jubiläum des Festzeltboxens am 09. März auf dem Mathaisemarkt in Schriesheim.
Sport in BW: Herr Ackermann, Herr Sezer, herzlichen Glückwunsch zur Anerkennung als Stützpunktverein! Was bedeutet dieser Schritt für den KSV Schriesheim?
Philipp Ackermann: Vielen Dank! Für uns ist das eine große Bestätigung unserer langjährigen Arbeit. Der KSV Schriesheim steht für Offenheit, Toleranz und Vielfalt – das ist Teil unserer DNA. Dass wir nun offiziell als Stützpunktverein im Bundesprogramm "Integration durch Sport" anerkannt sind, zeigt, dass unser Einsatz in diesem Bereich wahrgenommen und geschätzt wird.
Sport in BW: Integration durch Sport ist ja ein großes Thema. Wie setzt der Verein das konkret um? Gibt es bestimmte Projekte oder Maßnahmen, die Ihnen besonders am Herzen liegen?
Okan Sezer: Absolut! Ein zentrales Projekt ist unsere Kampfsport-AG an der Kurpfalz-Grundschule Schriesheim, die wir mit viel Herzblut betreuen. Darüber hinaus veranstalten wir regelmäßig gemeinsame Trainingseinheiten mit anderen Boxvereinen, um den Austausch zu fördern. Aber unsere Arbeit geht weit über den Sport hinaus: Ich unterstütze viele geflüchtete Jugendliche persönlich – sei es bei der Jobsuche, der Wohnungssuche oder auch bei Behördenterminen. Sport ist oft das Bindeglied, um diese Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Sport in BW: Das klingt nach einem großen Engagement. Welche Rolle spielen Ihre Trainerinnen und Trainer dabei?
Philipp Ackermann: Eine sehr wichtige! Unsere Trainerinnen und Trainer sind mehr als nur sportliche Anleiter – sie sind auch Vertrauenspersonen, Vorbilder und manchmal sogar Mentoren. Rund 70 % unserer Übungsleiter haben selbst einen Migrationshinter-grund, was eine große Hilfe ist, um kulturelle Barrieren abzubauen. Zudem besuchen sie regelmäßig Fortbildungen zu interkultureller Kommunikation oder Deeskalationstraining, um ihre Arbeit noch besser zu machen.
Sport in BW: Arbeiten Sie mit anderen Organisationen zusammen, um Ihre Ziele zu erreichen?
Philipp Ackermann: Ja, Kooperationen sind für uns essenziell. Wir kooperieren eng mit Sozialarbeitern und Kindergärten, um sozial benachteiligten Kindern sportliche Möglichkeiten zu bieten. Außerdem sind wir mit dem Arbeitskreis Schriesheimer Senioren (ASS) vernetzt, der Jugendliche individuell beim Lernen unterstützt. Solche Partnerschaften helfen uns enorm.
Sport in BW: Herr Sezer, Sie haben vorhin erwähnt, dass Sport für viele Geflüchtete eine neue Heimat sein kann. Wie erleben Sie das in der Praxis?
Okan Sezer: Ich sehe das jeden Tag. Viele Geflüchtete kommen zu uns, weil sie sich durch den Sport schneller zurechtfinden und Anschluss finden. Besonders in unseren Abteilungen Ringen und Boxen gibt es einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund – beim Ringen sind es 90 % der Aktiven, beim Boxen über 50 %. Aber es geht nicht nur um die Zahlen. Wir erleben hier echte Freundschaften und Erfolgsgeschichten. Ich begleite einige Jugendliche sogar zu wichtigen Terminen oder unterstütze sie bei der Suche nach Arbeit oder einer Wohnung. Das geht über den Sport hinaus, aber genau das ist ja Integration.
Sport in BW: Was sind Ihre langfristigen Ziele im Rahmen des Programms "Integration durch Sport"?
Philipp Ackermann: Wir möchten noch mehr Menschen in unser Vereinsleben einbinden und unsere bestehenden Angebote weiter ausbauen. Vor allem geht es uns darum, den Jugendlichen durch den Sport nicht nur Bewegung, sondern auch Werte und Perspektiven mitzugeben. Wir planen außerdem neue Bildungs- und Präventionsangebote, um sie noch besser zu fördern.
Sport in BW: Lassen Sie uns über ein großes Ereignis sprechen: Das Mathaisemarkt Boxen feiert 2025 sein 50-jähriges Jubiläum! Was erwartet uns?
Okan Sezer: Ja, darauf freuen wir uns riesig! Am 9. März 2025 findet das traditionelle Festzeltboxen im Rahmen des Mathaisemarkts in Schriesheim statt. Dieses Jahr wird es besonders spannend, denn es treten das Team Süddeutschland und eine Mannschaft aus Kroatien gegeneinander an. Das Event ist eine echte Institution und hat sich in den letzten 50 Jahren zu einer festen Tradition entwickelt.
Sport in BW: Welche Bedeutung hat dieses Event für den Verein?
Okan Sezer: Es ist nicht nur sportlich ein Highlight, sondern auch finanziell enorm wichtig. Die Einnahmen helfen uns, Ausrüstung für Mitglieder bereitzustellen, die sich diese sonst nicht leisten könnten. Zudem ermöglichen Spenden es uns, sozialverträgliche Mitgliedsbeiträge anzubieten, mit denen man fünf bis sechs Mal pro Woche trainieren kann. Mit dem Event wollen wir aber auch auf unseren Verein aufmerksam machen und noch mehr Menschen für den Boxsport begeistern.
Sport in BW: Vielen Dank für das spannende Gespräch und viel Erfolg bei Ihren Vorhaben!
„Integration durch Sport“ wird vom DOSB und seinen Mitgliedsorganisationen, den Lan-dessportverbänden, durchgeführt. Gefördert wird es durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).